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Erfahre mehr über den Hyyge Lifestile
Mittlerweile hat es die dänische Hygge sogar in den Duden geschafft, so populär ist sie hierzulande in den letzten Jahren geworden. Aber was bedeutet Hygge eigentlich? Zunächst: Das Wort selbst hat seinen Ursprung nicht in der dänischen, sondern in der norwegischen Sprache. Hier bedeutet es so etwas wie Wohlbefinden. Wenn der Norweger „å hygge seg“ sagt, meint er, es gemütlich haben. Hygge ist also eine Art stilles Glück zu Hause, das mit der deutschen „Gemütlichkeit“ nur unzureichend umschrieben wird.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts trat der Begriff erstmals auch in der dänischen Schriftsprache in Erscheinung. Seitdem haben sich die Dänen ihn ganz zu eigen gemacht. Das „hyggelige Gefühl“ wird in Dänemark in den verschiedensten Lebenskontexten zelebriert und ist mittlerweile ein Kern der traditionellen dänischen Lebensweise. Vor allem eine herzliche, gastfreundliche Atmosphäre wird hierunter verstanden, kurz: die guten Dinge des Lebens gemeinsam mit lieben Freunden zu genießen.
Essen und Trinken spielt dabei eine wichtige Rolle, aber auch das warme Licht von Kerzenschein ist hyggelig – sofern es im Kreis von Angehörigen und Freunden ausführlich gewürdigt wird.
Stundenlang bei guten Gesprächen um die Tafel zu sitzen ist hyggelig, Familie und Freizeit wird ein hoher Stellenwert eingeräumt, ebenso wie Humor und Lachen. Da nimmt es nicht Wunder, dass die Dänen wiederholt als eines der glücklichsten Völker der Welt gelten, folgt man dem World Happiness Report des Earth Institute der Columbia-Universität New York, der 157 Nationen miteinander vergleicht. Spoiler: Deutschland belegt Platz 16.
Die Kunst der Hygge
Wohnen ist ein wichtiger Teil der Kunst der Hygge. Nicht nur sind die Dänen Meister des – minimalistischen, natürlichen – Designs, sondern auch ein ganz normales Wohnzimmer wirkt im positiven Sinne wie frisch aus der Möbelausstellung:
- Helle Farben,
- natürliche Materialien,
- breite Sofas,
- indirekte Lichtquellen laden zum Entspannen ein.
Skandinavische Wohnlichkeit – ein Lebensgefühl
Hygge ist ständiger Begleiter der dänischen Alltagskultur. Ob Picknicks im Park, Open-Air-Konzerte oder Grillen mit Freunden nach einer ausgedehnten Radtour – all dem verstehen die Dänen einen hyggeligen Touch zu verleihen.
Grundlage ist hier oftmals der Kerzenschein. Immerhin verbrauchen die Dänen im Durchschnitt sechs bis acht Kilogramm Kerzen pro Jahr. Im Vergleich: Bei den Deutschen liegt der Jahresverbrauch an Kerzen bei lediglich zwei bis drei Kilogramm.
Nach kerzenerhellten Sommernächten liegt der Schwerpunkt des hyggeligen Lebensgefühls aber ganz klar auf den Wintermonaten. Dänische, überhaupt: skandinavische Winter sind lang und dunkel, weshalb ihnen mit der besten aller Waffen getrotzt wird: Hygge!
Wer schon einmal zur Weihnachtszeit in Kopenhagen war, erinnert sich an die einmalige Beleuchtung der Straßen, die behaglichen Weihnachtsmärkte und den dänischen Glühwein Gløgg. Bewusster Genuss gehört zum Hygge-Feeling dazu.
Vor allem aber in den eigenen vier Wänden regiert bei den Dänen die Hygge. Die Dänen lieben ihr minimalistisches Design, das dem Motto „weniger ist mehr“ folgt.
- Kramige Rumpelecken?
- Der Wäscheständer im Wohnzimmer?
- Kleiderberge auf dem Fußboden? Fehlanzeige!
Das hyggelige Wohlgefühl entsteht nicht zuletzt aus einer perfekten Ordnung, die kein schlechtes Gewissen wegen unerledigter Hausarbeit aufkommen lässt, sondern Platz macht für Entspannung, Wohlbefinden und Genuss pur.
Natürliche Farben und Materialien wie Holz, Leinen und Wolle erden den Menschen und lassen die Hektik des Alltags vor der Wohnungstür. Klare Formen und zurückhaltende Farben stellen nie das Designobjekt in den Vordergrund, sondern den Menschen, der es benutzt.
Glücklich daheim: Deine persönliche Hygge-Oase
Dänische Hygge kannst du auch ganz einfach bei dir zu Hause erleben. Dazu drei Tipps:
1. Kampf dem Chaos
Es klingt nicht besonders aufregend, ist aber wahr: Hygge entsteht aus Ordnung. Nichts lenkt den Geist vom Wesentlichen ab: sich in den eigenen vier Wänden wohlzufühlen. Also ordne Unerledigtes ab wie Deine Unterlagen und alles, was herumliegt.
Jedes Ding hat seinen Platz, an den es nach seiner Benutzung auch wieder zurück will. Spezielle Ordnungssysteme für fast alle Alltagsprobleme sind mittlerweile überall erhältlich und lassen sich leicht den persönlichen Bedürfnissen anpassen. Wenn einfach zu viele Dinge auf zu wenig Platz treffen – miste ruhig beherzt aus, das wirkt befreiend. Durch clever genutzte tote Winkel und intelligent geschaffenen Stauraum verfrachtest du Dinge, die du nicht täglich brauchst, außer Sichtweite. Mache es wie die Skandinavier, die Meister darin sind, das Maximale aus minimalem Wohnraum herauszuholen!
2. Kerzen, Kerzen. Kerzen
Egal, welche Jahreszeit gerade ist: Habe immer genügend Kerzen in den unterschiedlichsten Größen und Formen zu Hause. Ob das elegante schlanke Licht für den Tischleuchter oder vielfältig einsetzbare Teelichte – schaffe dir einen Kerzenvorrat an. Dabei setzt du am besten auf klassisches Weiß, das zu dem hyggeligen Stil perfekt passt, der ganz auf die Reduktion aufs Wesentliche setzt.
3. Zeit für Hygge
Gastfreundschaft und geselliges Beisammensein, es kann nicht oft genug betont werden, ist ein zentraler Hygge-Faktor. Unwillkommene Gäste gibt es nicht, das Haus – und vor allem Küche oder, wenn vorhanden, Esszimmer – stehen immer offen. Den Dänen geht nichts über eine gemeinsame Mahlzeit im Kreis von Familie und Freunden.
Dabei ist es egal, ob es sich um Frühstück, Mittag oder Abendessen handelt – Hauptsache, die Speisen und Getränke werden in guter Gesellschaft genossen. Gern darf es auch das gemeinsame Kochen sein, denn was man zusammen zubereitet hat, schmeckt noch besser – und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Wer dazu noch die Mobiltelefone ausgeschaltet lässt, erhält fast automatisch eine Gute-Laune-Garantie.
Genauso wichtig wie Zeit in Gesellschaft ist aber auch Qualitätszeit allein. Sich Zeit für sich selbst zu nehmen, ist hyggelig. Ob man dabei nun ein Buch liest und die Welt um sich herum vergisst, Rätsel löst oder sich kreativ betätigt – Hauptsache, man tankt seine Akkus wieder auf. Die dänische Me-Time ist gewissermaßen ein Date mit sich selbst: Man zündet sich Kerzen an, macht es sich mit einer kuscheligen Decke auf dem Sofa bequem und geht seiner liebsten Solotätigkeit nach. Wer es so richtig dänisch haben will, kann sich auch noch eine Zimtschnecke bereitstellen – hmmmmm!
Wohnen im Glück: Dreimal Naturstil deluxe
Ob Familienzeit, Geselligkeit unter Freunden oder Me-time – hier kommen drei Tipps, wie du es dir zu Hause so richtig hyggelig machen kannst.
1. Hygge im Wohnzimmer
Im hyggeligen Wohnen spiegelt sich die menschliche Herzlichkeit. So etwa muss die massive Schrankwand draußen bleiben, offene – aber ordentliche – Regale dominieren die Wände.
Statt vieler Staubfänger liegt der Augenmerk auf einigen wenigen, gut ausgesuchten Dekoelementen, die oftmals einen Bezug zur skandinavischen Tradition haben, wie etwa in Schweden das Dalapferd. In Dänemark finden sich oft und gern Krüge und Vasen aus Steingut als Deko, aber auch den Wohntextilien kommt eine hohe Bedeutung zu. So naturbelassen und kuschelig wie möglich, lautet das Motto.
Kissen, Tagesdecken, ein hübscher Teppich als Akzent – mehr braucht es nicht, um sich Hygge ins Heim zu holen. Wie bei der Dekoration gilt auch bei den Materialien: weniger ist mehr. Lieber ein paar ausgesuchte, exquisite Stücke als billig produzierte Massenware. Qualität schlägt hier ganz klar Quantität. Plastik und Pink haben im Hygge-Stil nichts verloren, es dominiert die hochwertige Verarbeitung – und gern auch die besondere Haptik. So beispielsweise sind Tagesdecken und Kissenhüllen in ausgefallener Grobstrickoptik, die ihnen eine besondere Struktur verleiht und zum Hingucker macht, gern gesehen.
2. Eine Sinnesoase: das Hygge-Schlafzimmer
Auch beim Schlafzimmer steht Weite und Helligkeit im Vordergrund. Ecken fürs Heimbüro oder zum Abstellen von Staubsauger und Bügelbrett finden sich hier nicht – oder werden geschickt durch Raumtrenner vom Schlafbereich verborgen.
Das große Holzbett wird von vielen Kissen dominiert, wobei aktuell alle Grautöne, von hellem Pastellgrau über Taubengrau bis zu – wenigen – Akzenten mit dunklerem Anthrazit den Ton angeben. Ein wärmendes Schaffell auf dem Fußboden gehört genauso dazu wie unzählige Decken und Plaids mit sinnlicher Haptik, die das Bett auch tagsüber zu einer einladenden Oase der Ruhe machen.
Wichtig ist, wie sich Textilien anfühlen – etwa der Teppich, wenn man barfuß über ihn läuft. Wenn man am liebsten in den Kissen versinken und das Bett gar nicht mehr verlassen möchte, hat man alles richtig gemacht. Da kann das Frühstück auch gern mal im Schlafzimmer serviert werden, stilecht auf einem Holztablett mit ausklappbaren Füßen und schönem Geschirr.
3. Naturnahes Wohnen: das Land in die Stadt holen
Wichtig sind auch Grünpflanzen, denn diese wirken bekanntlich positiv aufs Gemüt. Vom Miniaturküchengarten bis zur lockeren Grüngruppierung im Wohnzimmer – Hauptsache, man lässt die Natur hinein, was insbesondere für Wohnungen in Großstädten gilt, um einen Ausgleich zum urbanen Treiben zu schaffen.
Ohnehin lieben die Dänen die Natur. Heimische Hölzer und andere natürliche Materialien wie Kork oder Leinen stehen ganz oben auf der Liste des Hygge-Wohngefühls.
Auch dienen Stücke aus der Natur gern als Deko, etwa ein paar schöne Äste aus dem Wald, die in einer Vase arrangiert werden, oder ein Stück Treibholz, das an den Ozean erinnert. Abgerundet mit Fellen und Kerzen strahlt die Kombination Ruhe und Klarheit bei maximaler Kuscheligkeit aus.
Der bewusste Verzicht auf alles Schwere, Dunkle und Überflüssige ist das Geheimnis des hyggeligen Wohngefühls. Forscher haben herausgefunden, dass der Mensch von seiner Umgebung beeinflusst wird. Ein aufgeräumtes, reduziertes Wohnumfeld macht den Kopf klar, lässt die Gedanken ruhig fließen und lädt zur gelebten Entschleunigung ein. Die Räume selbst sind offen und, wenn möglich, tageslichtdurchflutet.
- Helle Wandfarben,
- zarte Pastelltöne
- und ein natürlicher Bodenbelag – wie etwa ein urig knarzendes Parkett oder aufgearbeitete alte Dielen, die gern auch weiß oder in sanften Meeresfarben gelaugt werden – dominieren den Hygge-Haushalt.
Verzichtet wird auf schwere Vorhänge oder Jalousien.
Hygge für die Sinne: noch mehr hyggelige Tipps
Der Hygge-Stil spricht die Sinne an. Auch die Muster und Dessins dienen der Kontemplation: So sind sie entweder graphisch klar gehalten, beispielsweise im strengen Streifendesign, oder ebenfalls von der Natur inspiriert. Blätter, Blüten und Rankengewächse zählen wegen ihrer organischen Formen zu den beliebtesten Dessins, ob auf der Kaffeetasse oder als Druck an der Wand.
Neben Weiß und Pastell gehören die Farben des Meeres zum Hygge-Glück: Blau in allen Schattierungen wirkt beruhigend auf den Geist. Tiefblaue Teller und Tassen können einen Akzent auf einer sandfarbenen Tischdecke setzen, die an die Dünen von Dänemarks Stränden und den weiten Blick auf Nord- und Ostsee erinnert. Wo kein hochwertiges Porzellan zum Einsatz kommt, gibt Steingut und Keramik den Ton an, denn die sanften Unregelmäßigkeiten der Naturmaterialien fühlen sich besonders ursprünglich an.
Zentrales Element ist aber der große Tisch, der sinnbildlich für gelebte Gastfreundschaft steht: Wie im Wohnzimmer das breite Sofa, auf dem immer auch unerwartete Besucher bequem Platz finden können, versammelt der Esstisch Familie und Freunde um den Gastgeber – zu langen gemeinsamen Mahlzeiten, die aus hochwertigen Zutaten bestehen, gekrönt von ausgesuchten Naschereien und natürlich vielen Gesprächen.
Hygge für wen?
Der hyggelige Lebensstil eignet sich vor allem für weltoffene, gastfreundliche Menschen, die den Trubel um sich herum nicht scheuen, denn Empfang und Bewirtung von Gästen ist nun einmal der Kern jeder Hyggeligkeit.
Der Leiter des Kopenhagener Instituts für Glücksforschung, Meik Wiking, identifiziert zehn weitere Punkte:
• Atmosphäre
• Gegenwart
• Vergnügen
• Gleichheit
• Dankbarkeit
• Harmonie
• Bequemlichkeit
• Frieden
• Zusammensein
• Schutz
In dieser Liste ist sicherlich für jeden etwas dabei, denn die dänische Glücks-Philosophie schließt niemanden aus, dafür viele ein.
Was Hygge nicht ist: die Flucht ins Private, auf Neudeutsch „Cocooning“.
Hingegen schon: gemütlich zusammensitzen, lecker essen und reden oder spielen, anstatt den Social Media Feed zu durchstöbern. Computernerds und solche, die mit ihren Handys verwachsen sind, werden sich mit Hygge schwertun. Für alle anderen gilt: Jeder ist ein bisschen Hygge – oder sollte es zumindest werden.
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